
Coaching als Prozess
Im Zentrum des Coaching steht vor allen Dingen die Begleitung von Veränderungsprozessen. Anders als in der psychologischen Beratung, in der Fragen der Beziehungsproblematik und des konstruktiven Umganges mit Konfliktsituationen im Vordergrund stehen, konzentriert sich das Coaching auf die individuelle Persönlichkeitsentwicklung und Beförderung von zukunftsgerichteten Veränderungssprozessen.
Coaching ist eine Kurzzeitberatung, innerhalb derer Ressourcen effektiv und zielgerichtet aktiviert werden sollen, die der Erreichung von individuell als erstrebenswert erachteten Zielen und Anliegen dienen. Ihr Fokus liegt auf der Freisetzung von Entwicklungspotentialen, die in ihrer Dynamik darauf ausgerichtet sind Transformationsprozesse ausauslösen.
Prozesse beziehen sich jedoch nicht nur auf den Einzelnen bzw. auf individuelle Ziele und Entfaltungsmöglichkeiten, sondern auch auf Strukturierungsvorgänge innerhalb eines Systems. Systemisch betrachtet sind Prozesse auf die Organsiation, Reorganisation und Regulation verschiedener Elemente innerhalb eines größeren Ganzen zum Zwecke der Herstellung eines Gleichgewichtes gerichtet.
Im Zentrum stehen das wechselseitige Aufeinanderbezogensein und die Interaktion zwischen verschiedenen Individuen in einem Systemganzen. Prozesse in Bezug auf ein Systemganzes zu denken, bedeutet das Blickfeld auf die komplexen Zusammenhänge und Vernetzungen zu richten, die notwendig sind, um das Funktionieren eines Organismus aufrecht zu erhalten. Ordnungen entstehen durch das harmonische Zusammenwirken der verschiedenen Teilaspekte und Ebenen im Rahmen reziproker Beziehungs- und Kommunikationsmuster.
„Die Wandlungen haben kein Planen,
sie haben kein Handeln –
einmal berührt, durchdringen sie
die Angelegenheiten der Welt.“
Coaching: Strategien des chinesisches Denkens
Während die europäische Tradition mehr auf ein Modell gerichtet ist, das es auf die Welt überträgt und sich als übergeordnetes Ziel des Handelns setzt, birgt das chinesische Denken eine andere Strategie von Wirksamkeit in sich. Die Besonderheit dieser Strategie liegt darin, dass sie sich auf das der jeweiligen Situation innewohnende Potential stützt, um sich von ihm im Verlauf seiner Entwicklung tragen zu lassen. Die Wirksamkeit wird nicht ausgehend von dem Handeln, sondern nach dem Modus der Transformation verstanden.
In den Gestalten des Yijing zeigt sich die Wirklichkeit unter der Perspektive einer kontinuierlichen Transformation. Durch sie wird es möglich, das Feld der Kräfte, die das Potential einer Situation bilden, einschätzen zu lernen, um das eigene Verhalten mit der Entwicklung der Dinge in Übereinstimmung zu bringen. Um Einfluss geltend zu machen, wird nicht gehandelt, sondern durch die Dauer umgewandelt. Dabei hat die Entfaltung der Transformation, im Unterschied zum Handeln, stets eine globale Wirkung.
Die Strategie im Coaching besteht darin, den Keim der Prozesse aufzuspüren und sich mit den verschiedenen Stadien seiner Entwicklung und Logik zu verbinden. Im Zentrum steht daher nicht die Aktion, sondern die Entwicklung einer Aufnahmebereitschaft, die genauso veränderlich und beweglich ist wie der Lauf der Wirklichkeit. Nicht-Handeln bedeutet, dass man sich aufnahmebereit für eine Situation macht, um etwas geschehen zu lassen, so dass sich die Welt von selbst transformiert: Die innewohnende Kraft der Transformation ersetzt die gesteuerte Handlung.
Wer auf direktem Wege erlangen möchte, was er will, blockiert damit zugleich die Möglichkeit, es zu erreichen, weil er grundsätzlich verkennt, wie die Wirklichkeit sich realisiert. Was sich wirklich realisiert, kann nur auf der Ebene der Wirkung liegen, und die Wirkung wird immer durch einen Prozess, der die Situation allmählich umwandelt, und nicht abhängig von einem Ziel, das direkt zum Handeln führt, erreicht.